Die
Vereinigten Staaten sind eine zutiefst gespaltene, von großer sozialer
Ungleichheit geprägte Gesellschaft. Unter der Präsidentschaft Donald Trumps
spitzt sich die Situation zu. Das Trump-Regime baut die politische Ordnung nach
autoritären Maßgaben um, untergräbt rechtsstaatliche Garantien und attackiert
migrantische Communities. Es hat die gewerkschaftliche Betätigung in großen
Teilen des öffentlichen Dienstes auf Bundesebene verboten und untergräbt das
staatliche Krankenversicherungsprogramm Medicaid. Und es zerstört
Organisationen, Institutionen und Regularien, welche der rücksichtslosen
Durchsetzung von Geschäftsinteressen im Wege stehen. Gleichzeitig sind viele
Wähler:innen Trumps Arbeiter:innen und Arme. Warum unterstützen ihn Teile der
Bevölkerung, die von seiner Politik negativ betroffen sind? Was versprechen sie
sich von einer Politik, die gegen ihre materiellen Interessen gerichtet ist?
Die Soziologin Arlie Russell Hochschild befasst sich seit etwa zwanzig Jahren
mit der Frage, warum die Unterstützung für rechtsautoritäre Politik unter der
armen, weißen Landbevölkerung in den Vereinigten Staaten stark ist. Im Seminar
lesen wir Hochschilds neuestes Buch, Geraubter Stolz: Verlust, Scham und der
Aufstieg der Rechten, das dieses Jahr auf Deutsch erschienen ist. Außerdem
diskutieren wir, was sich gerade in den Vereinigten Staaten ereignet, worin
Ähnlichkeiten und Unterschiede zu Deutschland bestehen – und was die
Rechtsverschiebung der Politik für die Praxis der sozialen Arbeit bedeutet.
- Dozent/in: Alexander Gallas