
- Dozent/in: Bernd Werse


Gruppe 1 - 14:00 - 16:30 Uhr
Gruppe 2 - 17:00 - 19:15 Uhr
gemeinsame Termine für die beiden Gruppen / Präsentationen am: 1., 8. und 15.07.

Professionalität
ist ein Wort, dass nicht nur in der Sozialen Arbeit ebenso unterschiedlich wie
missverständlich gebraucht werden kann. Da seine Bedeutung vom Gebrauchskontext
abzuhängen scheint, fällt es schwer, Klarheit über seine Bedeutung zu gewinnen.
Manche bezeichnen damit schon eine Coolness im Anzug, andere sehen darin die
meisterhafte Präsentation von Fertigkeiten, Techniken oder von umfänglichem
Wissen. Das anscheint undeutliche Wort kann aber trotzdem als ein normatives
Ideal wirken. Wer es in einer solchen Weise bestimmt, kann bemessen, was als professionell
gelten kann, und was nicht. Im Seminar wollen wir uns anhand der Professionssoziologie
von Ulrich Oevermann damit befassen, warum sich modernisierende Gesellschaften zwischen
Markt und Staat Professionen hervorbringen, worin insbesondere in der Sozialen
Arbeit ihr zentrales Handlungsproblem besteht, weshalb sie sich durch einen
eigenen Ethos auszeichnen (müssen) und welche Eigenlogik in der praktischen Fallarbeit
der Sozialen Arbeit sich dadurch für die Arbeitsbeziehungen mit den
Klient*innen einstellt. Das Seminar ist aufgrund seiner Praxisnähe theoretisch.
Deshalb ist Lese- und Diskussionsbereitschaft notwendig, sowie die Bereitschaft
zur Auseinandersetzung mit dem bisherigen Weg durch das Studium.


Die kapitalistische Marktwirtschaft hat vielen Menschen insbesondere im globalen Norden Wohlstand und Annehmlichkeiten beschert. Doch die Schattenseiten und die Krisenhaftigkeit dieses Wirtschafts- und Gesellschaftssystems sind unübersehbar. Mehr noch: die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten sind in Gefahr. Eine große sozial-ökologische Transformation ist notwendig geworden. Aber sieht das die Mehrheit in der Bevölkerung auch so? Das Seminar möchte wieder den Blick auf das Ganze schärfen und Zusammenhänge sichtbar machen. Zentrale Fragen des Seminars sind: Welche Art von Wohlstand wollen wir und für wen? Welche Rolle spielen Mentalitätsunterschiede und Interessen bei der sozial-ökologischen Transformation, die als ein konfliktreicher Prozess zu begreifen ist. Die Veranstaltung beginnt zunächst in Präsenz mit einer Einführung, bevor dann das Seminar im Rahmen von Video-Konferenzen weitergeführt wird.
Eine ausführliche Literaturliste wird zu Beginn des Seminars vorgestellt.
Die
Vereinigten Staaten sind eine zutiefst gespaltene, von großer sozialer
Ungleichheit geprägte Gesellschaft. Unter der Präsidentschaft Donald Trumps
spitzt sich die Situation zu. Das Trump-Regime baut die politische Ordnung nach
autoritären Maßgaben um, untergräbt rechtsstaatliche Garantien und attackiert
migrantische Communities. Es hat die gewerkschaftliche Betätigung in großen
Teilen des öffentlichen Dienstes auf Bundesebene verboten und untergräbt das
staatliche Krankenversicherungsprogramm Medicaid. Und es zerstört
Organisationen, Institutionen und Regularien, welche der rücksichtslosen
Durchsetzung von Geschäftsinteressen im Wege stehen. Gleichzeitig sind viele
Wähler:innen Trumps Arbeiter:innen und Arme. Warum unterstützen ihn Teile der
Bevölkerung, die von seiner Politik negativ betroffen sind? Was versprechen sie
sich von einer Politik, die gegen ihre materiellen Interessen gerichtet ist?
Die Soziologin Arlie Russell Hochschild befasst sich seit etwa zwanzig Jahren
mit der Frage, warum die Unterstützung für rechtsautoritäre Politik unter der
armen, weißen Landbevölkerung in den Vereinigten Staaten stark ist. Im Seminar
lesen wir Hochschilds neuestes Buch, Geraubter Stolz: Verlust, Scham und der
Aufstieg der Rechten, das dieses Jahr auf Deutsch erschienen ist. Außerdem
diskutieren wir, was sich gerade in den Vereinigten Staaten ereignet, worin
Ähnlichkeiten und Unterschiede zu Deutschland bestehen – und was die
Rechtsverschiebung der Politik für die Praxis der sozialen Arbeit bedeutet.