Kriegsnarrative
damals und jetzt: persönliche und kollektive Identitäten am Beispiel des
Ukrainekriegs
Der aus den Angriff Russlands auf die
Ukraine im Februar 2022 resultierende Krieg hat tausende Verletzte und Tote
gefordert, acht Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer sind ins Ausland geflohen
– davon ca. eine Million nach Deutschland. In Deutschland sind die ukrainischen
Flüchtlinge auf Solidarität, aber auch auf Missgunst und Hass gestoßen.
Letzteres hat sich bei einigen prorussischen Demonstrationen gezeigt, zuletzt
am 10.10.2022 in Leipzig, wo Demonstranten u.a. die Parole „Nazis raus“
gegenüber ukrainischen Flüchtlingen skandierten. Der Krieg selbst wird von
Russland mit einer vorgeblichen „Entnazifizierung“ gerechtfertigt. In
Deutschland sind die Diskussionen über die militärische Unterstützung der
Ukraine immer wieder auf die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands
und daraus wachsender Verantwortung bezogen worden.
Vor diesem Hintergrund gehen wir in dem
Seminar den Kernfragen nach, mit welchen Narrativen auf den Ukrainekrieg
geblickt wird, wie die NS-Vergangenheit dabei ins Verhältnis zur Gegenwart
gesetzt wird, wie Gefühle mobilisiert und politische oder soziale Forderungen
begründet werden. Im besonderen Fokus stehen dabei ukrainische Flüchtlinge in
Deutschland, deren Situationen auch aus explizit sozialarbeiterischer
Perspektive thematisiert werden. Das Ziel ist es, Spuren der Vergangenheit und
ihrer „Bewältigung“ im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg und seiner Wahrnehmung
in Deutschland zu rekonstruieren. Damit wird für die sozialarbeiterische Praxis
im Spannungsverhältnis von historischen und gegenwärtigen Narrativen und
politischer Polarisierung sensibilisiert.
Im Seminar werden einzelne Themen und
Fragestellungen herausgerabrietet, ausgewählt und im Rahmen einer Einzel- oder
Gruppenarbeit bearbeitet. Die Ergebnisse werden in Form einer Präsentation
vorgestellt und diskutiert.