
- Dozent/in: Gregor Gall






Die Weltordnung ist von enormen sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten geprägt. Schätzungen zufolge besitzt die ärmeren 50 Prozent der Weltbevölkerung ein bis zwei Prozent des globalen Vermögens – und die reichsten 1,5 Prozent knapp die Hälfte. Das hat erhebliche politische und gesellschaftliche Auswirkungen: Wer arm ist, hat sehr wenige Möglichkeiten, an politischen Entscheidungen mitzuwirken und sich persönlich zu entfalten; für Reiche gilt das Gegenteil. Im Seminar gehen wir der Frage nach, wie es zu dieser Spaltung kommt. Wir nehmen dabei die gesellschaftliche Organisation von Arbeit im Kapitalismus in den Blick. Es zeigt sich, dass diese Herrschaftsverhältnisse hervorbringt, insbesondere Klassenherrschaft, Patriachat und Rassismus – und dass gesellschaftliche Herrschaft sich in sozialen Ungleichheiten ausdrückt. Wir diskutieren also den Zusammenhang von Arbeit, gesellschaftlicher Herrschaft und sozialer Ungleichheit – und was daraus für die Praxis der sozialen Arbeit folgt.
Soziale Arbeit ist innerhalb des Sozialstaats verortet. Das zeigt sich beispielsweise daran, dass soziale Leistungen von staatlichen Stellen erbracht oder soziale Träger aus Steuergeldern finanziert werden. Auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen der sozialen Arbeit und praktische Zielvorgaben werden auf der Ebene des Staats verhandelt. Was aber ist der Sozialstaat genau, und wie funktioniert er? Wie hängt dies mit der kapitalistischen Wirtschaftsordnung zusammen, aus der er hervorgeht? Wie zeigen sich gesellschaftliche Krisen auf der Ebene des Sozialstaats, und wie werden sie bearbeitet? Diesen Fragen werden wir im Seminar nachgehen. Ziel ist es, die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der sozialen Arbeit kennen und kritisch einschätzen zu lernen, um somit deren Möglichkeiten und Grenzen zu bestimmen zu können.