
- Dozent/in: Sabrina Schmitt

Freiwilligenarbeit und Soziale Arbeit haben – auf unterschiedlichen Ebenen und an unterschiedlichen Stellen in Theorie und Praxis der soziale und freiwilligen Arbeit - Schnittstellen bzw. weisen eine kritische Menge an Gemeinsamkeiten auf, die es wert sind, genauer betrachtet und analytisch untersucht zu werden: das ist die Grundthese dieses Seminares.
Im Laufe des Seminares wollen wir uns diesen Schnittstellen bzw. Anknüpfungspunkten widmen und gemeinsam ausloten. Wir beziehen uns dabei
- auf die anfangs gemeinsame Historie von Freiwilligen- und Sozialer Arbeit, bzw. die Entstehungsgeschichte der Sozialen Arbeit aus der Freiwilligenarbeit vornehmlich bürgerlicher Frauen
- auf die Verbindungen und vor allem die Funktion von freiwilliger und sozialer Arbeit für den (vorwiegend deutschen) Wohlfahrtsstaatsapparat. An dieser Stelle werden wir uns auch der Frage, inwiefern freiwillige und Soziale Arbeit als Teil des Konzepts der sozialen Infrastruktur fungieren, widmen.
- auf Gemeinwesenarbeit als spezifische Spielart der Sozialen Arbeit, um das Verhältnis bzw. die Rolle zwischen Freiwilligenarbeit innerhalb der Gemeinwesenarbeit zu klären
- auf das vergeschlechtlichte Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit, in welchem gesellschaftliche Sorge-Arbeit, bzw. soziale Reproduktionsarbeit verrichtet wird. Wir fragen uns diesbezüglich, inwiefern soziale und Freiwilligenarbeit als gesellschaftliche Care-Arbeit, bzw. als Teil der sozialen Reproduktion verstanden werden können.
- auf die Kritik von Freiwilligenarbeit, die auch von Seiten der Sozialen Arbeit formuliert wird und beispielsweise das Verhältnis zwischen ausgebildeten, bezahlten Arbeitskräften und freiwilligen, unbezahlten Arbeitskräften in unterschiedlichen Feldern der Sozialen Arbeit betrifft. Zudem wollen wir uns, wenngleich auch nur in zweiter Linie, mit der Kritik an Freiwilligenarbeit als sozialstaatliche Sparmaßnahme und der Inwertsetzung von unbezahlter Arbeit in kapitalistischen Verhältnissen von auseinandersetzen.
- auf die periodisch geführte Debatte um die Monetarisierung von freiwilliger Arbeit, die eng mit der Debatte um die (Ent-)Professionalisierung von Sozialer Arbeit zusammen hängt.
- auf Anknüpfungspunkte zwischen freiwilliger und sozialer Arbeit innerhalb des ‚neuen‘ Berufsfeldes Freiwilligenmanagement. Hierbei wollen wir ausloten, inwiefern Freiwilligenmanagement auch ein Berufsfeld für Sozialarbeitende sein kann.
Zum Ende des Seminares (Termin wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben) werden wir eine Exkursion in das Freiwilligenzentrum Offenbach (FzOF) unternehmen und dort mit Freiwilligenmanager*innen vor Ort ins Gespräch über ihre Arbeit kommen.
Das Seminar basiert auf aktiver und regelmäßiger Teilnahme. Zu jeder Sitzung werden Texte zur Verfügung gestellt, die im Vorhinein gelesen werden und im Seminar als Diskussionsgrundlage dienen. Über Moodle werden wöchentlich Leit- und Diskussionsfragen zu den Texten hochgeladen, die dann im Seminar diskutiert werden.
Im Seminar werden sich Einzel-, Klein-, und Großgruppenarbeiten abwechseln. Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft, regelmäßig und vorbereitet im Seminar anwesend zu sein, ebenso wie die Bereitschaft zur (zeitintensiven) Vor- und Nachbereitung des Kurses.

Geschlechtsbezogene Gewalt gegen besonders vulnerable Personen ist ein neues Forschungsfeld. Im Fokus stehen die Ursachen, Zusammenhänge und Auswirkungen der Gewalt gegen Personen, die aufgrund ihrer gesellschaftlichen Ausschließung und Diskriminierung besonders verwundbar sind. Es geht auch um die Analyse von Handlungsfähigkeit. Geschlechtsspezifische Gewalt ist grundlegend strukturell verankert und verknüpft mit Herrschaftsverhältnissen, wie Sexismen und Heteronormativismen. Auch wenn sie sich auf Geschlecht bezieht, steht sie in Wechselwirkung mit Rassismen, Klassismen und Bodyismen. Die Gewalterfahrungen selbst sind sehr individuell. Die Ursprünge der Forschung sind u.a. in den 1970er Jahren entstanden, in Kooperation mit Frauenhaus-Initiativen und der Neuen Frauenbewegung, und seitdem eng mit Grundlagen der Sozialen Arbeit mit Frauen* sowie parteilichen Ansatz verbunden. Gewalt, Geschlecht und Herrschaft sind gesellschaftliche Verhältnisse, die in vielen Feldern der Sozialen Arbeit wie der Mädchen*- und Frauen*Arbeit oder in Männerberatungsstellen von Bedeutung sind. Oft nicht thematisiert ist die geschlechtsbezogene Gewalt gegen LGBTQIA+ Personen, gegen wohnsitzlose, psychiatrieerfahrene, geflüchtete, drogenkonsumierende und behindertisierte Frauen*. Aus diesem Grund ist es relevant, geschlechtsbezogene Gewalt als ein strukturelles Problem mit komplexen Auswirkungen zu verstehen und aus einer intersektionalen Perspektive zu betrachten. Zunächst werden grundlegend theoretische Zugänge zu dem Komplex Geschlecht und Gewalt diskutiert, um Ursachen, Zusammenhänge und Auswirkungen zu verstehen sowie Begrifflichkeiten zu schärfen. Anschließend werden unterschiedliche Formen von Gewalt kritisch analysiert. Abschließend werden wir uns mit Maßnahmen gegen Gewalt befassen und in Gruppenarbeiten rechtliche Grundlagen, Fachdiskurse, Einrichtungen und Ansätze der Sozialen Arbeit kennenlernen. Sie werden Ansätze aus der Geschlechterforschung kennenlernen und um das Erlernte diskutieren zu können, werden Praktiker*innen das Seminar besuchen.
Der Kurs erkundet und hinterfragt grundlegende Begriffe wie ‚Entwicklung‘ und ‚Unterentwicklung’ sowie die verschiedenen Kategorien von sogenannten 'Entwicklungs'-Ländern. Die Teilnehmer*innen lernen die wichtigsten Theorien zur Erklärung unterschiedlicher Entwicklungsverläufe kennen. Wir erarbeiten uns einen historischen Überblick über die verschiedenen Strategien der Entwicklungspolitik wobei ein Schwerpunkt auf den Reformprozessen im 21. Jahrhundert liegen wird – von den ambitionierten ‚Millennium Development Goals‘ (MDGs) über die ‚Rome Declaration‘ sowie die ‚Paris Declaration on Aid Effectiveness‘ zur ‚Post 2015 - Agenda für nachhaltige Entwicklung‘ und den ‚Sustainable Development Goals‘ (SDGs).
Gemeinsam wollen wir eine Übersicht über die zentralen Akteure der internationalen und deutschen Entwicklungszusammenarbeit und deren Mandatierung und Zusammensetzung, ihren Einfluss, ihre Ziele, ihre Leitlinien und Konzepte sowie regionale und thematische Schwerpunkte erstellen.
In den Sitzungen werden kontinuierlich aktuelle innenpolitische sowie internationale Ereignisse aus Politik und Wirtschaft mit Blick auf deren globale Ursachen und/oder Auswirkungen und ihre Bedeutung für (trans-)nationale Soziale Arbeit diskutiert (Globales Lernen). Ein grundsätzliches Interesse an politischen Fragen sowie politische Informiertheit wird daher vorausgesetzt.
Kurssprache ist Deutsch, Quellen und Literatur für die Hausarbeit sind großteils in Englisch!

In den Projekten der ästhetisch-kulturellen Bildung und den darin initiierten künstlerischen Prozessen können sich Menschen als aktiv Gestaltende erleben. Sie können eine Erfahrung von Selbstwert und Selbstwirksamkeit machen und Eigenmacht erleben. Die ästhetisch-kulturelle Bildungsarbeit zielt so auf Empowerment und Selbstbildung.
In diesem anwendungsbezogenen Seminarwerden unterschiedliche Methoden der ästhetisch-kulturellen Bildungsarbeit vermittelt: (Er-)finden, Improvisieren, Interagieren, kollektiv Arbeiten, Recherchieren, Portraitieren, Sammeln, Schreiben, Spielen, Übersetzen, Wahrnehmen. Jede Veranstaltung fokussiert eine dieser Praktiken, die dann jeweils selbst erprobt und – unter Hinzuziehung theoretischer Impulse und der Parameter künstlerischer Prozess, Biographie/Subjektivität, Relationalität – reflektiert wird.
Die Praktiken lassen sich auf unterschiedliche Medien anwenden bzw. für die Weiterarbeit mit diesen nutzen, so dass es möglich ist, interessengeleitet mit einem selbst gewählten Medium (z.B. Körper, Material, Video, Foto, Instrument etc.) zu arbeiten.
Die einzelnen Verfahren (Praktiken) werden anhand konkreter Aufgabenstellungen und Übungsabfolgen im Modul ausgetestet und auf ihre (sozialarbeiterischen) Anwendungsmöglichkeitenbeleuchtet, so dass ein Fundus an künstlerischen Methoden entsteht und schließlich abgestimmte Handlungskonzepte für das ästhetisch-kulturelle Arbeiten vorliegen.

Beim Expressiven Schreiben wird das Potential der Sprache genutzt, um eigene Wahrnehmungen auszudrücken und zu verarbeiten. Eine Vielzahl von Studien etabliert den positiven Einfluss expressiven Schreibens auf die psychische und physische Gesundheit (Pennebaker 2018). Expressives Schreiben reduziert Stress, Erkrankungen, und negative Emotionen, erhöht das Wohlbefinden, die Konzentration, unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung (Baikie et al. 2005; Pennebaker 2018; Travagin et al. 2015). Expressives Schreiben als Methode der psychosozialen Beratung ist im englisch-sprachigen Ausland in den Bereichen Beratung, Coaching, Counseling, Psychotherapie und Soziale Arbeit bereits etabliert. In Deutschland gibt es erst wenige Studiengänge (z.B. an der Alice Salomon Hochschule in Berlin), die hierzu Module anbieten.
Das Seminar ist um das Kennenlernen und die Reflexion grundlegender Schreib- und Reflexionstechniken aus dem Feld des expressiven Schreibens aufgebaut. In einem weiteren Schritt lesen wir einschlägige Fachliteratur, die diese Methoden erklärt und theoretisiert. Das Seminar wird auf Deutsch abgehalten. Die – zum Großteil - englischsprachige Seminarliteratur wird in den Sitzungen zusammen erarbeitet (also bitte nicht abschrecken lassen!). Die eigenen Texte können in der eigenen Muttersprache verfasst werden. Es wird also voraussichtlich ein multilinguales Seminar werden.
Expressives Schreiben teilt viele Charakteristiken mit Achtsamkeitspraktiken wie Meditation: Wir arbeiten mit Konzentration, Stille, dem Hineinführen in Körper und Empfindungen, und dem Wahrnehmen von Gefühlen und Gedanken. Durch Einsatz diverser Schreibmethoden erkunden wir im Seminar uns selbst (Persönlichkeit, Werte, Ziele), und lernen Methoden kennen, um mit belastenden Emotionen und Ereignissen umzugehen.
Expressives Schreiben ist persönliches Schreiben. Es ist Schreiben ohne Rücksicht auf die Form oder andere Schreibkonventionen wie Rechtschreibung, Zeichensetzung, etc…. Der Prozess des Schreibens ist wichtiger als das Produkt (Ergebnis/ Text). Aber: oftmals kommen überraschende und schöne Texte dabei heraus!
Die Seminarthemen beinhalten: Journal to the Self / Adams-Methode; Neuroplastizität; Expressives Schreiben als Reflexionsmethode in der Sozialen Arbeit und in der psychosozialen Beratung; Pennebaker – Methode; Expressives Schreiben mit Kindern und Jugendlichen; Pongo Teen-Writing-Methode; Visual Journaling.