Die Vereinigten
Staaten sind eine zutiefst gespaltene, von großer sozialer Ungleichheit
geprägte Gesellschaft. Unter den Wähler:innen von Donald Trump im November 2024
waren auch viele Arbeiter:innen und Arme. Zugleich verfolgt Trump seit dem Beginn
seiner zweiten Amtsperiode eine Politik, die auf den autoritären Umbau der
politischen Ordnung, die Untergrabung rechtsstaatlicher Garantien und die
Zerstörung von Institutionen und Regularien setzt, die der rücksichtslosen
Durchsetzung von Kapitalinteressen im Wege stehen. Unten anderem greift er die
Gewerkschaften und das Sozialversicherungssystem an. Warum unterstützen also Teile
der Bevölkerung, die von den Folgen dieser Politik negativ betroffen sind, das Trump-Regime?
Was versprechen sie sich von einer Politik, die gegen ihre materiellen
Interessen gerichtet ist? Die Soziologin Arlie Russell Hochschild hat sich
diesen Fragen bereits vor Trumps erstem Wahlerfolg im Jahr 2016 gewidmet. Sie
hat ein Buch mit dem Titel Fremd im eigenen Land: Eine Reise ins Herz der amerikanischen
Rechten geschrieben, die diesen Fragen nachgeht, und das 2017 auf Deutsch
erschienen ist. Im Seminar lesen wir Hochschilds Buch und erörtern, warum
benachteiligte gesellschaftliche Gruppen rechte politische Projekte
unterstützen, die ihnen materiell schaden. Wir diskutieren auch, was sich
gerade in den Vereinigten Staaten ereignet, worin Ähnlichkeiten und
Unterschiede zu Deutschland bestehen – und was der Aufstieg der Rechten für die
Praxis der sozialen Arbeit bedeutet.
- Dozent/in: Alexander Gallas